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Cake day: April 4th, 2024

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  • “Fleisch böse” ist ein Kernelement des Veganismus, keine Verknappung der Debatte. Wenn du Leute, die Fleischkonsum als moralisch falsch ansehen, als laute “Lifestylelinke” und Extremisten brandest, ist das halt auch kein guter Einstieg in die Debatte.

    Und natürlich fehlt es am Willen der Menschen, sonst sähe die Situation ganz anders aus. Dann gäbe es wirklich signifikant viele Leute, die maximal 1 Schnitzel pro Woche essen. Im Moment ist der Durchschnitt aber bei über 1kg. Und vegetarische Produkte kommen noch oben drauf, die ethisch betrachtet teilweise noch besorgniserregender sind.

    Es ging beim “Veggietag” ja auch nicht darum, wie du daheim dein Essen würzt, sondern darum, durch das symbolisch fleischfreie Angebot in öffentlichen Kantinen ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Da ergäbe Hühnerbrühe oder Bratkartoffeln mit Speck keinen Sinn.

    Und Parmesan ist übrigens eh nicht Vegetarisch.

    Stimmt. Hatte schon auf so eine Korrektur gewartet :D Es ging mir einfach um ein Beispiel, was so gut wie alle gelegentlich essen. Und es gibt ja auch vegetarischen Parmesan.

    Die Preise für Fleischersatzprodukte finde ich auch zu hoch. Man muss die aber auch nicht übermäßig konsumieren. Dass die in Frankreich günstiger werden, wäre mir neu - hast du da ein Beispiel? Produktentwicklung, Marketing und kleinere Absatzmengen spielen bei der Preisgestaltung (neben Profitgier) aber auch eine Rolle.


  • Bezüglich Hinterhofhühner sei dir dieses Video ans Herz gelegt: Why don’t vegans eat backyard eggs?

    Grundsätzliche Fragen: wo kommen die Hühner her? Warum gibt es keine Hähne? Was passiert, wenn sie keine Eier mehr legen? Was passiert, wenn sie krank werden? Wie viele Eier legen sie und hat das körperliche Auswirkungen? Was machen die Hühner mit den Eiern, wenn man sie nicht wegnimmt?

    Es gibt ja so Geschichten wie “Rettet das Huhn”, wo die “Rettenden” auch teilweise die Eier verzehren. Da sollte man zumindest mit Hormonchips die Eierproduktion verringern und auch versuchen die gelegten Eier zurück zu füttern bzw. beobachten, ob das Huhn anderweitig Interesse an ihrem Ei hat.

    Wie der Stall auszusehen hat - darauf will ich jetzt gar nicht tiefer eingehen. Wir haben zahlreiche Tierarten derart verzüchtet, dass sie nur noch durch menschlichen Obhut überhaupt leben können. Halte ich für ethisch nicht vertretbar. Aber die Tiere sind jetzt nunmal da, deshalb sollte man ihnen das Beste bieten, was geht. Und sich in keinster Weise an irgendetwas beteiligen, was deren Reproduktion fördert, außer zum Ziel der Rückzüchtung.

    Dann kommt natürlich hinzu, dass Eier als Zutat in allen möglichen anderen Produkten drin sind. Und die sind definitiv von keinem Hinterhof. Aber vielleicht klammerst du die sowieso schon aus.

    Gesundheit ist ein komplexes Thema. Man kann sich sowohl vegan als auch omnivor gesund und ungesund ernähren. Die Fachgesellschaften sind sich inzwischen so gut wie einig, dass auch veganes Essen den Nährstoffbedarf in jeder Lebensphase abdecken kann.

    Tierexklusive Nährstoffe gibt es nicht, aber die Verfügbarkeit unterscheidet sich schon. In jedem Fall muss B12 supplementiert werden, das ist aber kein Problem und mit einer Pille am Tag getan. Die meisten Tiere in der Industrie bekommen übrigens auch Vitamintabletten.

    Abhängig von der tatsächlichen Nahrungszusammenstellung kann es weiteren Bedarf an Supplementen geben, wie bei omnivorer Ernährung auch. Ein jährliches Blutbild schafft hier Klarheit. Es gibt auch Multipräparate, die gleich mehrere vermeintlich kritische Nährstoffe abdecken. Die sind aber auch teurer und nicht unbedingt nötig.

    Wenn Ekel dein Hauptbeweggrund ist, auf Fleisch zu verzichten, kann ich verstehen, warum du dich nicht weiter mit Veganismus beschäftigt hast. Wobei man sich natürlich auch vor Milch und Eiern ekeln könnte.

    Meiner Erfahrung nach funktioniert vegan langfristig nur auf Basis einer ethischen Überzeugung. Wenn du dich also dafür interessierst, solltest du gleich damit anfangen, anstatt ökonomische, ökologische, gesundheitliche,… Vorteile zu betrachten. Fragen, die du dir stellen kannst: was ist mein Einfluss auf andere fühlenden Lebewesen? Was würde ich mir wünschen, wenn ich in ihrer Haut stecken würde?

    Wenn du noch mit deinen Eltern zusammen wohnst oder anderweitig abhängig von jemandem bist, kann eine Solo-Umstellung mit Reibungen einhergehen. Hilfreich ist dann ein ehrliches und offenes aber vorwurfsfreies Gespräch zu suchen, um deine Beweggründe zu schildern. Und keine zu hohen Erwartungen bzgl. Verständnis haben.


  • Ich wollte ja darauf hinaus, dass trotz solider Informationsbasis die meisten Leute nicht vegan werden. Und das liegt imho daran, dass wir keine rein rationalen Wesen sind. Gewohnheit, Bequemlichkeit, soziale Abhängigkeiten, Brainwash, etc. spielt alles mit rein. Davon will ich mich auch nicht lossagen. Ich hatte vielleicht damals nur Glück, dass keiner dieser Faktoren für mich schwer genug wog.

    Die anderen Kommentare haben viele gute Punkte genannt, warum auch vegetarisch problematisch ist. Die Frage ist: warum ernährst du dich vegetarisch? In der Regel liegt für diese Entscheidung eine tierethische Überlegung zugrunde, die konsequent weitergedacht zum Veganismus führt. Vielleicht ist die Ernährung erstmal nicht der nächste Schritt. Was hältst du z.B. von Zirkussen mit Löwen, Zoos, Lederschuhen und Wollpullis?


  • In dem Jahr hatte ich gecheckt, dass eine lebenswerte Zukunft nur vegan sein kann. Durch die Debatte über den Veggie-Day war das Thema kurzzeitig in aller Munde. Das war für mich ideal, denn so hatte ich direkt einen Aufhänger, um über meinen Lebenswandel zu sprechen. Ich war am Anfang voll euphorisch und dachte, wenn die Leute nur wüssten, was ich weiß, würden sie es genauso sehen. Oh boy, hab ich dadurch den Glauben an die Menschheit verloren.

    Klar, das wurde medial und politisch übertrieben ausgeschlachtet. Aber mein Umfeld wäre auch so lückenlos dagegen gewesen. Mit den grauenhaftesten “Argumenten”.

    Dabei war das Ganze ja so inkonsequent weichgespült, indem auch vegetarisch dazu zählte. Aber selbst 1x pro Woche nur Nudeln mit Parmesan war ja schon eine inakzeptable Freiheitsberaubung.

    Im Endeffekt danke ich den Grünen für diesen reality check. War halt echt schade, dass daraufhin kein double down von denen kam, sondern ein “esst doch was ihr wollt”. Loser.




  • Hatte während des Studiums nur eine Handvoll Leute kennengelernt, die einen Studienkredit hatten. Sie waren alle bereits gut über die Eltern finanziert. Der Kredit lieferte zusätzliches Freizeitgeld.

    Kann mir nicht vorstellen, dass viele finanziell schlecht aufgestellte Leute sich neben dem Studienrisiko noch einen Kredit ans Bein binden (Bafög-Darlehen mal ausgenommen). Da spart man sich doch eher vorher ein Polster an oder geht nebenbei arbeiten.



  • Most of the experience, including your examples, is not specific to Germany. The notion that tofu is not for “real men” can be seen in other meat-heavy societies. Just like the idea that tofu is not a filling meal. In pop culture, it is often associated with weak traits (e.g. “soy boy”), and described as tasting bad or bland in general.

    In Germany, a special permit was required until the 1990s to produce certain types of tofu. If you offer people something with tofu, many still turn up their noses or laugh because they think you’re joking. I don’t notice this as much with any other widely available food.

    There is also far too much discussion about whether something can be called tofu sausage, tofu burger or tofu butter. But I think here we’ve passed the low point and common sense is slowly gaining ground.

    Sometimes you still come across the false claims that tofu raises estrogen levels and that the rainforest is cut down to produce it.




  • Da hier ja viele Linke unterwegs sind: versetzt euch auch mal in die Arbeitsbedingungen in einem Schlachthof.

    Bis auf ein paar echte Psychopathen kommt da niemand am ersten Tag hin und tritt die Hühner durch die Gegend.

    Aber monatelang schieben sich tausende halbtote, qualvoll verendende Tiere an deinem Kopf vorbei. Du drückst vielleicht noch das Messer rein. Permanent Maschinenlärm und dumpfe Schreie. Den Geruch nach Blut und Eingeweiden nimmst du mit ins Bett.

    Kein Mensch hält das auf Dauer aus OHNE durchzudrehen.

    Die Folgen sind Frustration, Suchtverhalten, Aggression, Depression, Suizid. Und halt auch Tierquälerei. Das Arbeitsverhältnis ist zudem oft prekär und anfällig für schwere Arbeitsunfälle. Wenn du nicht mehr performst, wirst du nicht verlängert und die nächste verlorene Seele in den Grinder geworfen.